Chronik der Blasmusikgesellschaft Ottobeuren

Die Gründungszeit

Mangelnde Aufzeichnungen aus dem vorigen Jahrhundert, aber auch Vernichtungen und Wirren der letzten Kriege erschwerten dem Chronisten die Arbeit, ein genaues Gründungsdatum sowie die Anfänge unseres Vereins zu erforschen. Eine Rechnung der Familie Mahler aus dem Jahre 1836 deutet zwar darauf hin, dass auf einer Hochzeit für Musik 30 Gulden ausgegeben wurden, leider kann aber kein Beweis erbracht werden, ob es bereits die Anfänge der Ottobeurer Blaskapelle waren. Die ersten exakten mündlichen und schriftlichen Überlieferungen und damit das offizielle Gründungsdatum stammen aus dem Jahre 1873, dem Ende des 70er Krieges. Allerorts wurden damals Siegesfeste und dergleichen gefeiert, dazu gehörte eine bewegliche Musik. In Ottobeuren existierte bis zu diesem Zeitpunkt eine solche nicht; lediglich ein Streichquartett trat bei weltlichen und kirchlichen Anlässen auf.

Bei den Siegesfesten, die nach dem Kriege in Ottobeuren stattfanden, wurden immer auswärtige Kapellen verpflichtet, was erhebliche Kosten verursachte. Um diesem unbefriedigenden Zustand abzuhelfen, vereinigte der spätere Bürgermeister, Herr Anton Frey, elf Männer, die meisten davon ehemalige Militärmusiker, und gründete eine eigene Musikkapelle, die sogenannte neunstimmige Blechmusik (in der früher üblichen bayerischen Besetzung).

Die folgenden Jahrzehnte

Der ehemalige Infanterie-Regimentsmusiker Martin Fritz brachte der Kapelle von 1885 bis 1892 militärische Disziplin bei, unter der Leitung von Theodor Frey wurde 1898 das 25. Jubiläum gefeiert. Zum Jahrhundertwechsel übernahm August Buchenberger die musikalische Führung, er brachte die Kapelle auf einen hohen Leistungsstand, während seiner Zeit gründeten 8 Kameraden die einzige Radlerkapelle in ganz Deutschland.

1923 wurde unter Leitung von Georg Mayer großartig das 50. Jubiläum gefeiert, 1926 übernahm der amtlich hier eingestellte Chorregent Hermann Köberle die Regie und führte die Holzblasinstrumente ein. Während der schrecklichen Zeit des Nazi-Regimes bis hin zum Ende des 2. Weltkrieges hatte Hans Braun die schwere Aufgabe, den Verein spielfähig zu erhalten.

Bedingt durch schwere Kriegsverluste mußte Bernhard Rottach ab 1946 gewaltige Aufbauarbeit leisten, durch unermüdliche Jugendausbildung brachte er bis 1953 die Kapelle wieder auf einen Stand von 26 Mitglieder.

Von 1953 bis 1967 leitete Georg Mayer, der spätere Präsident des Allgäu Schwäbischen Musikbundes, die Blasmusikgesellschaft Ottobeuren.  Während seiner Zeit wurde 1953 das 80-jährige Gründungsjubiläum gefeiert, verbunden mit dem 4. Bezirksmusikfest des Bezirkes VI Memmingen, 1955 wurden die Ottobeurer Musikanten erstmals mit einer Tracht ausgestattet, große Erfolge bei Musikfesten im eigenen Bezirk und auch weit über diese Grenzen hinaus konnten verzeichnet werden, die Höhepunkte waren dann ohne Zweifel die Einladung in den weltberühmten französischen Bade- und Kurort Aix-les-Bains 1963 sowie die 1200-Jahr-Feier von Kloster und Benediktinerabtei Ottobeuren 1964. 

Um 1967 war eine erneute Krise zu bewältigen, bedingt durch den Austritt von älteren Mitgliedern und fehlendem Nachwuchs.  Dirigent Josef Zick führte die Kapelle von 1967 bis 1971 wieder aus diesem Tiefpunkt heraus.

1971 übernahm Hans Hartmann, der in den Jahren zuvor bereits sehr erfolgreich 17 Jungmusiker ausgebildet hatte, den Taktstock. Seinem aufopfernden Einsatz in den folgenden 15 Jahren ist es zu verdanken, daß die Kapelle heute ca. 50 Auftritte bestreitet und Auszeichnungen bei Wertungsspielen bei Bezirksmusikfesten und dem Landesmusikfest in Kempten 1985 erzielte, 46 Jungbläser hat er insgesamt während seiner Dirigententätigkeit ausgebildet. 1998 wurde er mit der Ehrenurkunde des Bayerischen Ministerpräsidenten für langjährige Verdienste von ehrenamtlich tätigen Personen geehrt.

1986 legte Hartmann den Taktstock in die Hände von Willi Albrecht, einem jungen Nachwuchsdirigenten, der bereits seine Musikerziehung durchlief. Albrecht erkannte die Zeichen der Zeit und etablierte neben der klassischen Blasmusik immer mehr moderne Kompositionen und auch Big-Band-Rhythmen. Acht mal führte er unsere Kapelle bei Wertungsspielen in der Oberstufe zu einem ersten Rang mit Belobigung oder Auszeichnung, ehe er aus beruflichen Gründen den Taktstock 1996 abgab.

Die nächsten 2 Jahre übernahm Albert Steidele die musikalische Leitung. Durch harte Probenarbeit und die Förderung der gezielten Aus- und Weiterbildung setzte er neue Akzente in unserer musikalischen Arbeit und baute unser Niveau aus.

Im folgenden Jahr war Alexander Geyer Dirigent unserer Kapelle. Er kam frisch vom Studium und machte mit uns seine ersten praktischen Erfahrungen. Von September 1999 bis August 2001 lag die musikalische Leitung in den Händen von Felix Jauch.

Von Oktober 2001 bis Oktober 2007 standen mehrere Dirigenten am Pult, neben Albert Steidele, Jochen Link, Joachim Buch auch Siegfried Heiligmann, bevor mit Michaela Holzhauser als Dirigentin und Stabführerin der Kapelle von Oktober 2007 bis April 2013 ein sehr erfolgreiches Kapitel aufgeschlagen wurde.

Um die Jugendarbeit zu verbessern, wurden Im Jahr 2004 in Zusammenarbeit mit der Musikschule Ottobeuren das Vororchester gegründet, auch die Jugendkapelle Günztal erweitert die musikalische Grundausbildung unserer Nachwuchsmusiker und wurde 1990 ins Leben gerufen. Wolfgang Kirchmann und Julia Kößler sind die aktuellen Dirigenten dieser beiden Orchester.

Zur musikalischen Bereicherung wurde 1990 die Ottobeurer Alphornbläsergruppe gegründet, die ursprünglich aus 4 Musikern unseres Vereins bestand und momentan 8 Mitglieder umfasst.

Der Verein heute

Seit 2013 an der Spitze unseres Vereins steht als Dirigent Peter Oswald, ein Musiker mit Leib und Seele, der uns in den Jahren 2014 – 2017 bei der Teilnahme an den Wertungsspielen jeweils einen ausgezeichneten Erfolg erreichen ließ und auch einen hervorragenden 4. Platz beim Mittelstufenwettbewerb 2014 sind Beweise für seine herausragende Arbeit. Im Jahr 2023 wurde beim Wertungsspiel im Rahmen des Bezirksmusikfestes in Oberopfingen ein sehr guter Erfolg erzielt. Unterstützt wird er dabei im Verein weiterhin von seinen Stellvertretern Willi Albrecht, Julia Kößler und Simon Miller, der auch Stabführer ist.

Seit Mai 2022 steht Simon Miller außerdem als Vorstand der Blasmusikgesellschaft vor, der es hervorragend versteht, die organisatorischen und finanziellen Belange unseres Vereins zu organisieren.

So umfasst der Verein mit Stichtag 01.10.2023 insgesamt 98 aktive Musikerinnen und Musiker in den beiden Orchestern der Blasmusikgesellschaft Ottobeuren und der Jugendkapelle Günztal. Außerdem befinden sich im Moment noch ca. 10 weitere Musikerinnen und Musiker in der Ausbildung und im Vororchester.

Nicht unerwähnt bleiben dürfen natürlich auch unsere Partnerkapellen. Seit 1970 unterhalten wir eine Freundschaft zur Musikgesellschaft Meierskappel/Schweiz und diese Beziehung wird durch gegenseitige musikalische Besuche immer wieder verstärkt. Die zweite musikalische Brücke besteht zur Banda von Norcia, der Musikkapelle aus Ottobeurens Partnerstadt in Italien.

Das Jahr 2023 stand ganz im Zeichen des 150-jährigen Bestehens des Vereins. Das Osterkonzert fand zum Jubiläum in der Zweifachturnhalle statt, eine abendliche Serenade und die Teilnahme am Bezirksmusikfest in Oberopfingen fand gemeinsam mit der Partnerkapelle aus Meierskappel statt. Höhepunkt des Jahres war sicherlich neben der Fahrt zur Partnergemeinde in Norcia der Gedenkgottesdienst im Oktober für die verstorbenen Mitglieder und der Festakt im Pfarrheim, bei dem der Verein für sein Jubiläum ehrenhaft gefeiert wurde und elf verdiente Musikerinnen und Musiker zu neuen Ehrenmitgliedern des Vereins ernannt wurden. Getreu dem Nachwort dieser Chronik:

 

Der beste Dank ist die Anerkennung

der schönste Lohn ist der Erfolg

die Kritik der beste Ansporn

die Kameradschaft die schönste Harmonie!

 

Blasmusikgesellschaft Ottobeuren

Oktober 2023